Die Vorbereitungen sind im Wesentlichen abgeschlossen. Es kann los gehen.
Gespannt warten wir auf unsere Abreise am Samstag, den 25. April 2009. Mit dem Zug geht es inclusive Gepäck über Mainz zum Flughafen in Frankfurt. Nach einer
Übernachtung beim Flughafen startet der Flieger von air canada am Sonntag um 10 Uhr.
Nach der Einreise in Toronto und dem Inlandsflug nach Halifax wollen wir die Räder und den Anhänger wieder betriebsbereit machen und zunächst in Nova Scotia radeln. Auch hier erwartet uns ein reserviertes Hotel. Wir wollen unsere Ausrüstung vervollständigen und dann heißt es .....
..... go west
Die vorgesehene Strecke ist hier rot eingezeichnet
VomSchwarzwald nach Halifax
Mit zehn Gepäckstücken,darunter zwei in Riesenpappkartons verpackte Raeder, per
Bahn nach Frankfurt zum Flughafen? Das klappt tatsächlich!
Danke liebe Helfer! In Deutschland können wir auf Nachbarn, Freunde und unbekannte
Helfer zählen. Beim Zwischenstopp im fast leeren Flughafen von Toronto heuern wir einen professionellen Gepäcktraeger an. In Halifax kommen die Radpakete halb ausgepackt an. Umso besser. Helmut schraubt die Pedale an,stellt die Lenker gerade und packt den Anhaenger aus. Da haben die Taxifahrer was zu sehen,ausser den kanadischen Urlaubern, die in kurzer Hose und Badeschlappen von ihrem Kurztripp in den Sueden zurueckkehren. Nach 90 Minuten sind wir startklar.
...man muss es er_fahren.
Wie kommen in sechs Fahrtagen und 460 Kilometern fast 4000 Hoehenmeter zusammen,obwohl die hoechsten Erhebungen bei 300 Meereshöhe liegen? Richtig:Es geht häufig aufwärts und abwärts - und das mit maximalen Steigungen von 13 und 14 Prozent. Von oben durch Google Erarth betrachtet, hatten wir mit solchen Anforderungen noch gar nicht gerechnet.
Nova Scotia (NS) empfängt uns mit sehr freundlichen Menschen, sonnigen Tagen und viel Wind, der meistens von vorne bläst ( 70 km/h laut Wetterbericht).
Vom grossen Feuer in Halifax erfahren wir nur aus den Nachrichten, denn wir sind bereits unterwegs nach Lunenburg, einem als Weltkulturerbe gelisteten Fischerort. Die Schlagzeilen werden von der Schweinegrippe beherrscht. Doch nach Umfragen macht man trotz der 38 Verdachtsfaelle in NS eigentlich zu viel aus dem Thema.
Das Zeitungsformat ist interessant: Laenge wie die FAZ, aber nur halb so breit. Ansonsten ist hier alles groesser. Wenn Pickups von hinten heranrauschen, meint man es sei ein Lastwagen. Groesser und tiefer sind auch die Schlagloecher. Vorteil: Man sieht sie von weitem und kann ausweichen.
Riesig sind die Einkaufszentren und die im Laden angebotenen Mengen. Fuenf Liter Milch, zehn Liter Fass Wasser, ein Kilogramm Kaese - nicht fuer Radtouristen,die aufs Gramm schauen. Dafuer finden wir in den kleinen Countrylaeden alles,was wir brauchen, bis hin zu einem Picknickplatz. Selber Kochen empfiehlt sich, denn zwischen Windsor und Truro haben wir auf 94 Kilometer kein Restaurant gesehen.
Wir haben in den ersten Tagen nur gute Uebernachtungsmoeglichkeiten angetroffen,sieht man mal von dem Schock ab, dass es selbst im Holiday Inn am Airport nur Plastikbesteck und Pappgeschirr gibt. Da fuehlt man sich im B+B bei Janet Quinn in New Economy bei Tee im Porzellanbecher und Bananenkuchen gleich wohler.
Janet und ihr Mann Angus haben sich den vermutlich schoensten Platz an Minas Basin ausgesucht. Hier - und in der gesamten Fundy Bay - kann man den weltweitgroessten Gezeitenunterschied beobachten. Ungefaehr alle 13 Stunden kommt und geht das Wasser. Es wird von einem Unterschied von 15 Metern Hoehe berichtet. Manchmal zischt das Wasser richtig heftig heran und spritzt an Janets Fenster. Wenn das Wasser wieder abgeflossen ist, gehen die Menschen im Bassin spazieren.
Es ist sehr einsam in der Wildnis. Die naechsten Nachbarn kommen nur im Sommer. Janet faehrt rund 60 Kilometer nach Truro zum Einkaufen.Da sind die grossen Portionen sicher angebracht.Meist ist die begnadete Tierfotografin jedoch mit ihrer Fotoausruestung auf Pirsch. Die Ergebnisse sind sensationnell.
...Woodstock wartet. Wir verlassen Moncton bei grauem Himmel. Die Schleusen oeffnen nach zehn Kilometern. Ein Haertetest fuer unsere Regenkleidung beginnt. Bei diesem Wetter wuerde man normalerweise keinen Fuss vor die Tuer setzen. Doch was wollen wir noch in Moncton? Wir haben keine Karten fuer Bon Jovi, der am Tag nach unserer Ankunft in Moncton spielt - schade.
Wir sind fuer New Brunswick (NB) nicht optimal mit Kartenmaterial ausgeruestet. In der Town Hall in Moncton war um 17 Uhr schon Feierabend. In unserem Motel weiss man nicht ueber die Gegenbenheiten Bescheid, die wir zirka 70 bis 90 Kilometer weiter westlich antreffen werden. Wir fahren auf Risiko und spekulieren darauf, dass vor Fredericton, das - unerreichbar an einem Tag - 200 Kilometer entfernt liegt, in der einsamen Gegend schon etwas sein wird. Schliesslich treffen bei Coles Islands vier Strassen aufeinander.
Am Trans Canada Highway 2 gibt es eine mehr als 40 Kilometer lange Strecke ohne Ausfahrt. Kein Rastplatz fuer muede Truckerfahrer. Kein Restaurant fuer hungrige Radler. Hinter der Leitplanke in der einzigen Stunde des Tages, in der es nur leicht nieselt, zaubert Helmut Spaghetti Bolognese aus der Fertigtuete fuer Bergsteiger.
Stunden spaeter ist es nach knapp 90 Kilometer-Regenfahrt schon sehr dunkel. Die Handschuhe sind quietschnass. Doch die Stimmung hellt schlagartig auf. Am Strassenrand steht ein grosses Hinweisschild auf McCreadys Motel in vier Kilometern.
Auch in den anderen Tagen kommen wir, ohne es zu wollen, in um die 100-Kilometer-Tagesetappen voran. Waeren wir in Old Germany gefahren, haette der Verkehrswarnfunk vor zwei Radlern auf der Autobahn gewarnt. Wir fahren groessere Strecken auf dem Highway, weil wir noch keine Lust auf Camping haben. Ist doch noch ein bisschen frisch. Der Highway hat einen vier Meter breiten asphaltierten Seitenstreifen, auf dem meistens das Radfahren nicht verboten ist, sieht man mal von einer Bruecke ab, zu der wir keine Alternative sehen.
Nach zwei totalen Regentagen brachte der 9. Mai ploetzlich Temperaturen bis 27 Grad. Bei den ersten Regentropfen eines heftigen Gewitters erreichen wir abends unser Motel in Woodstock am Saint-John-River. Die Stadt liegt ungefaehr 300 Kilometer suedlich des St.Lorenz-Stromes.
Es ist uebrigens nicht das bekannte Woodstock, in dem im August ein Revival des beruehmten Festivals von 1969 veranstaltet wird, wie kanadische Zeitungen ueber dieses geplante Ereignis in den USA berichten. Woodstock (NB) liegt direkt hinter der Grenze zu den Staaten und bietet viele Motels, darunter auch eines mit >cuisine allemande<.. Und - vielleicht typisch Grenzstadt - einen Nightclub gibt es hier auch.
Helmut macht den Weg frei
Ob der aktuelle Sturm vom 14. Mai einen Namen wie Lothar, Vivienne oder Wiebke traegt, wissen wir nicht. Die schweren Folgen der Naturgewalt sehen wir im Fernsehen: Umgestuerzte Trucker, andere Unfaelle durch Wind, vom Sturm gefaellte Baeume. Viele Bewohner im Raum Quebec muessen auch am Tag danach ohne Stromversorgung auskommen,wie wir in den Nachrichten sehen.
Wir haben zunaechst vom Wind profitiert. Auf einem schoenen Radweg auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse neben dem Fluss Madawaska (insgesamt 135 Kilometer lang) ab Degelis geniessen wir die Fahrt. Rechts und links Baeume, auch mal Felsen oder der direkte Blick zum See. Immer staerker wird das Rauschen des Waldes. Die Wellen klatschen ans Ufer. Ein duerrer Baum liegt quer. Helmut bricht ein paar Aeste ab und macht den Weg frei. Ein paar Kilometer weiter versperrt ein dicker Baum mit gruenen Aesten den Weg. Ratsch, ratsch - ein paar Aeste abgeknickt - kanadische Holzfaeller bekommen Konkurrenz aus dem Schwarzwald. Nach dem kompletten Abbau der Packtaschen und des Anhaengers laesst sich auch dieses Hindernis ueberwinden.
Beim dritten >Querlieger<. finden wir einen Weg durch das nicht ganz so dicht gewachsene Unterholz. Von Weitem sehen wir schon den vierten Baum. Jetzt reicht es! Wir entdecken links einen Weg und hoffen, dass er zur Strasse fuehrt. Es war hoechste Zeit, die gefahrlich gewordene Fahrt abzubrechen. Wir steuern in Cabano das wunderbar am See gelegene Motel Royal an und legen einen Pausentag ein.
Uebrigens: Die Trucker fahren in einem grossen Bogen um uns herum, damit wir nicht in ihren Sog geraten. Auch alle anderen stark motorisierten Verkehrsteilnehmer sind sehr ruecksichtsvoll.
Was haben wir sonst noch gesehen:
- Die laengste ueberdachte Bruecke der Welt. Eine Souvenierverkaeuferin zeigt uns eine Zeitung vom 11. April 2009. Da war der Fluss noch total voller Eisschollen.
- Die Grands Falls, die ein Neuntel der Wassermassen des Niagarafalles haben. Das rauscht!
- Ganz viele Schilder, die vor dem Elch warnen,aber keinen echten.
Eine ganze Woche hatten wir keine Gelegenheit, unsere Homepage zu aktualisieren. Das ist gar nicht so einfach wie gedacht. (Stand 24. Mai).
Wir machen es fuer den Moment kurz und berichten demnaechst etwas ausfuehrlicher.
Wir erreichten nach schoener Fahrt teilweise wieder auf dem alten Eisenbahn Radweg den saukalten Lorenz-Strom bei Riviere du Loupe. Seither fahren wir etwa entlang des sehr interessanten Stromes aufwaerts. Wir haben Quebec (sehr schoen) besichtigt und fuhren gestern durch die Millionenstadt Montreal (gluecklicherweise an einem Sonntag.Wir sind jetzt noch beeindruckt von den riesigen Bruecken.
...deshalb haben wir (bis 30. Mai) unsere Zeltausruestung noch nicht ausgepackt. Wir warten vermutlich bis die Muecken so richtig aktiv sind, damit die ihre Freude an uns haben koennen. >Mund zu<. hiess es schon oft, besonders am Abend, denn wir fahren praktisch immer entlang von Fluessen oder Seen. Fliegengitter an den Fenstern sind Standard.
Wir sind inzwischen in St. Lawrence County im US-Staat New York (geben aber den Text erst im kanadischen Niagara Falls ein). Den St. Lawrence Strom haben wir Mitte Mai in Riviere du Loup erstmals gesehen und gespuert. Du denkst, jetzt hat einer den Eisschrank aufgemacht, und du faherst rein. Wir ziehen die waermsten Handschuhe heraus. Ein Sportwagenfahrer haelt an, gibt Tipps fuer die Motelsuche und fotografiert uns mit seiner Handykamera. Seine Tochter will mit ihrem Freund im Juni von Vancouver aus bis Riviere du Loup mit dem Rad fahren - die bessere Richtung, wenn man die hauptsaechlichen Windstroeme beruecksichtigt.
Wind Wind Wind - er schiebt uns auch gelegentlich, aber meistens muessen wir gegen ihn ankaempfen. Flache Strecke, Schnitt von unter zehn, gerade mal 43 Kilometer weiter gekommen. Die Motelbetreiberin klopft uns anerkennend auf die Schulter. >Ihr seid mutig<. , sagt nicht nur sie. Auch die mehr als 20 Radler, die uns an ihrer Umkehrstelle zum zweiten Fruehstueck einladen, sind voller Bewunderung.
Waehrend man im franzoesischsprachigenTeil Kanadas (hier sieht man oft schlanke Leute) unseren Mut bewundert, heisst es im englischsprachigen Teil: >Da werdet ihr aber in Form kommen<, auch im Sinne von >Da werdet ihr aber schlank werden<.. (Alles eine Frage der eigenen Perspektiven).
Mal ist es hier richtig frisch bei um die acht Grad, so an unserem ersten Spaetnachmittag in Quebec (Schlotter) und dann gleich bis abends 26 Grad warm. Da waren kurze Hosen fuer den Stdtbummel besser angebracht gewesen. Eine Asiatin schuetzt sich stolz mit ihrem rosafarbenen Seidenschirm vor der grellen Sonne. Rund um das im Chateau-Stil gebauten Hotel Frontenac defllieren Touristen aus aller Welt.
Schon mal gesehen, wie man rueckwaerts am Berg einparkt? Klar, kein Problem. Aber mit Pferdefuhrwerk? Alle Achtung, da muessen die Kommandos stimmen. Und dann geht man durch die Stadt und findet keinen einzigen Bankomat. Vielleicht haben wir draussen in Richtung St. Foy, einer eingemeindeten Stadt, mehr Glueck. Wir brauchen naemlich Bargeld um unsere B&B-Unterkunft cash zu bezahlen. Sonst geht ja fast alles per Karte.
Beim Einkaufszentrum mit der Metro-Werbung steigen wir aus. Angenehm kuehle Temperaturen herrschen innen, alles bltzsauber, 350 Laeden unter einem Dach. Hier gibt es eine Bank, und wenn die unsere Karten nicht nehmen sollten, noch eine in der >Cite irgendwas<., erhalten wir zur Auskunft. Wie bitte, wieder zurueck in die Stadt? Da haben wir doch gar keine Bank gesehen. Irrtum: Nicht das Zentrum von Quebec ist gemeint, sondern der naechste Teil des Riesen-Einkaufszentrums, der sich Cite ..... nennt.
Die Niagara-Faelle bekommen am 8. Juni kraeftigen Wasser-Nachschub aus den Regenwolken. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, eine neue Geschichte zu schreiben. Natuerlich nicht nur uebers Wetter.
Da die Regenwolken schnell vom Wind weitergeschoben werden, gehen wir noch auf die Tour hinter den Faellen. Wir haben zwar keine Angst wie der kleine indische Junge, der mit seiner Mutter im Tunnel bleibt und nicht auf die Plattform hinausgeht. Wir haben aber auch nicht die Nase ganz vorne wie eine Frau, die es erstaunlich lange auf der unteren Etage aushaelt und vom Wassernebel trotz gelbem Regenschuitz aus Plastik total nass wird.
Es wird fotografiert und gefilmt wie wild. Doch vermutlich sieht man auf allen Bildern nur einen grau-weissen Hintergrund. Bilder von der Meute in gelb saehen viel lustiger aus - doch man geht diskret aus der Schusslinie.
Die Niagarafaelle sind ein Ziel fuer Touristen aus aller Welt (viele Inder). Wir treffen aber auch ein Paar aus Zuerich und eine Familie aus Muenchen. Ob es wohl richtig war, ein 500 Gramm schweres Stativ mitzunehmen, wenn sich immer jemand anbietet, ein Foto von uns Beiden zu machen? Da funktioniert auch die Verstaendigung mit einem Japaner. Er besteht allerdings auf >Sonnenbrille absetzen< (was ja richtig ist) und so habe ich (Verena) auch einmal Fotos von mir ohne Brille. Die mit den normalen Glaesern aus der Lenkertasche noch herauszuziehen, waere doch ein grosser Zeitaufwand,zumal in angemessener Entfernung andere Besucher darauf warten,den besten Standort fuer ein Erinnerungsbild einzunehmen.
In Niagara Falls sind wir also zwei Touristen unter vielen anderen (20 Millionen sollen es derzeit pro Jahr sein). In den Wochen davor waren wir mehrfach ganz alleine. So in einem jetzt seit sechs Jahren von einem suedafrikansichen Besitzer zum Hotel umgebauten Priesterseminar mit dem Charme der 50er-Jahre und zwei Schaukelsesseln im Zimmer. Es wird offenbar gerne fuer Hochzeiten gebucht - schoene Kapelle direkt im Haus.
Erst recht alleine naechtigen wir auch am Ufer des Ontario-Sees in einem Park, der eigentlich nachts geschlossen wird und in dem man nicht campen darf. Ausnahmsweise duerfen wir unser Zelt so aufschlagen, dass man es von der Strasse aus nicht sieht. Wir wollen moeglichst vor 7 Uhr wieder fort sein, gibt uns der junge Parkwaechter zu verstehen, der die Erlaubnis auf seine Kappe nimmt. Doch als sein aelterer Kollege am Morgen uns beim Zusammenpacken fragt, ob es nicht sehr kalt sei (und das war es in der Tat), ist es schon 7.29 Uhr. Nach ein paar freundlichen Worten sind wir sicher, dass es keine Probleme gibt.
Beim Grenzuebertritt von Kanada in die USA raetselten wir nocht, wann wir wohl das erste Mal unser Zelt aufschlagen werden. Immer kam - fast zur richtigen Zeit - ein Motel. Doch ab der dritten Uebernachtung im US-Staat New York lernen wir die supertolle Qualitaet der State Parks zu schaetzen. Wir bleiben spontan einen Tag laenger in der Naehe von Alexandria Bay,dem Tor zu den Thousand Islands.
Im Southwick Park verhalten wir uns wie die Greenhorns. Wir haben die Warnung vor wilden Tieren total vergessen, essen im Zelt (starker Wind), lassen die Tuete mit dem Abfall davor stehen, statt sie gleich zu entsorgen, stellen auch noch unsere Packtasche mit den Essensvorraeten so auf, dass man von aussen gut dran kommt.
In der Nacht regnet und stuermt es sehr kraeftig. Dass ein Teil des Laerms aber auch von einem wilden Tier kommt - oder gleich mehreren -, registrieren wir im Schlaf nicht. So gegen 5 Uhr sehen wir beim Blick aus dem Zelt die Spuren. Unsere Bagels (das ist Brot, das uns ganz gut schmeckt) sind in kleine Stuecke zerrissen, der Inhalt der Abfalltuete liegt weit verstreut, eine Packung mit Pulver fuer Chicken Noodle wurde angepickt und dann verschmaeht. >Hat wohl nicht geschmeckt<., ist unser Kommentar,waehrend wir Odnung schaffen so gut es geht - und den Schreck verarbeiten.
Was war es wohl fuer ein Tier? Die frechen Moewen? Die haben den Park ja schon am Abend zuvor inspiziert. Nein, sie sind zu klein und zu laut (stellen wir spaeter fest). Da wir die kleinen Brocken erst mal liegen lassen, sind sie ein gefundenes Fressen fuer die Moewen, die man eigentlich nicht fuettern soll.
Es war vielleicht doch ein Fuchs oder ein Mader. Jedenfalls verlassen wir ziemlich hungrig den Platz. Zum Glueck war die Mueslituete gut gesichert. Auch die Milchflasche fand kein Interesse bei den naechtlichen Gasten. Dazu gelernt! Vielleicht noch zur richtigen Zeit, denn auf der einsamen Strecke in Ontario, die vor uns liegt, werden wir >Baeren, Elche und Karibus sehen<.,so sagt es zumindest Debbie, eine Frisuerin, die 1965 mit ihren Eltern aus Deutschland nach Kanada ausgewandert ist und in den vergangenen Jahren allein acht Mal umgezogen ist.
...der Rasen wird gemaeht - selbst wenn es eigentlich nichts zu maehen gibt.
...die Rasenflaechen vor jedem Haus haben Golfplatz-Qualitaet.
...es gibt viele Gartencenter.
..wohin fahrt ihr.
Die Antwort lautet dann Halifax - Vancouver und die Raktion wechselt von
>Great<.,>Genial<, ueber>hoho ho<. bis zu >It is a loooong loooooong way<.
Der Niagarafluss ist der einzige Abfluss aus den 4 gewaltigen Seen (Superiore oder Oberer, Michigan,Huron und Erie)und ergiesst sich nach ca. 50 km in den 100 m tiefer gelegenen 5. der grossen Seen, den Ontanrio.
Etwa in der Mitte des Flussverlaufes werden die gewaltigen Wassermassen durch eine Insel geteilt und ein Teil faellt auf amerikanischer Seite ueber 300 m breit in die Tiefe. Der groessere Teil stuerzt auf ca. 800 m Breite auf kanadischer Seite nach unten.
Durch die starke Erosion von einem Meter pro Jahr hat sich der Fall in den vergangenen Jahrhunderten weit nach oben verschoben. Seit ein Teil des Wassers zur Energiegewinnung genutztwird, erodiert der Fall nur noch 30 cm in 10 Jahren.
Fuer die Schifffahrt wurden im 19. und 20. Jhdt. mehrere Kanaele vom Erie- zum Ontariosee gebaut, so der Wellandkanal, der etwa parallel zum NF verlauft und mit 8 Schleusen die 100 m Hohenunterschied ausgleicht.
Wir sind seit 18. Juni in Tobermory und besteigen morgen dir Faehre nach Sault Baymouth, von wor wir dann Richtung Espanola weiterradeln. Auf einem sehr angenehmen Campingplatz fanden wir auch einen Internetanschluss, so dass wir die HP fuer die lieben Nutzer mal wieder aktualisieren konnten..
Are you >Schatzi <?
Wir fahren nach vier Naechten an den Nigarafaellen Richtung Westen und Norden durch ein Gebiet mit vielen Farmen. Hier leben auch etliche Mennoniten, die im Ort Millbank einen Lebensmittelladen fuehren.
Wir koennten endlich auch mal Haferflocken pur kaufen, um die doch meist sehr suessen Mueslis zu strecken. Doch Packungsgroessen ab 2,5 Kilogramm aufwaerts sind indiskutabel. Zum Gueck gibt es ausser dem Dreiliter Milchbeutel fuer die Grossfamilie auch einen Liter Milch. Hier haben Milch und Milchprodukte den Preis, der den Milchbauern in Deutschland Freude machen muesste. Bei rund zwei Dollar (CAD) fuer den halben Liter Milch und elf Dollar fuer ein kleines Stueck Kaese, muesste doch auch etwas fuer die Produzenten uebrig bleiben... wollen wir hoffen.
Die junge Frau an der Computerkasse traegt die Haare durch ein Haeubchen auf dem Hinterkopf bedeckt. Ihr Kleid geht fast bis zum Knoechel. Es hat einen sehr bequemen Schnitt.Sie erklaert auf Nachfrage zu ihrem Erscheinungsbild, dass ihre Haare bedeckt seien,um ihre >Ehrfurcht vor Gott und ihrem Mann zu zeigen<..
Der Campingplatz in Tobermory wird von einer Familie gefuehrt, die sich ebenfalls sehr von anderen unterscheidet. Die Eltern (aus Deutschland, vor zwoelf Jahren eingewandert) unterrichten ihre Kinder selbst. Die Frau und die Toechter tragen eine Art Kopftuch. Auch hier sind die Kleider lang. Selbst kleine Maedchen (Gaeste) sitzen mit n langen Kleidern auf den Leihraedern (Trek ist ja eine Marke,die ziemlich up to date ist). Dass bei der Stofffuelle nichts in die Speichen reinzieht, finde ich sehr erstaunlich.
Wir treffen aber auch andere Leute, so kurz nach Niagara Falls, wenige Kilometer vor dem Erie See eine Frau in kurzen Shorts, die von einem Mann in kurzer Hose und einer Frau in Bermudas begleitet wird. Wir haben gerade unsere Mittagspause beendet. Ueber das >Woher und Wohin<. kommen wir ins Plaudern.
Die >Kurzbehoste< hat als Travelagent schon viel von der Welt gesehen. Sie war auch mal in Kitzbuehl. Irgendwann mal fragt sie unvermittelt: >Are you Schatzi?<. Sie will wissen, ob wir ein Paar sind.... Schatzi war uebrigens so ziemlich das einzige deutsche Wort, das bei ihr haengengeblieben ist. Ja, ja, die Oesterreicher. Nicht nur die Wiener haben Charme, kuess die Hand, gnaedige Frau, ihre Augen sind so blau -Tirili-tirilo-tirila. ... Sie schwaermte ausserdem noch vom Skifahren auf der Streif.
Gut zwei Wochen spaeter als am bislang suedlichsten Punkt am Erie See treffen wir am Lake Huron etliche Radler. Sie kommen entgegen, haben ab Victoria in Vancouver Island mehr als die Haelfte der Strecke hinter sich und wirken alle sehr zufrieden. Manche halten an. So ein Norweger, der sich mit einem jungen Mann aus den Staaten zusammengetan hat und vielleicht die zwei jungen Frauen einholen wird, die Helmut am Morgen in Blind River bei Tim Hortons gesehen hat.
Craig aus Nottingham (GB) wird auch einen Zahn zulegen, um den Norweger und US-Amerikaner einzuholen. Der Brite hat im Unterschied zu allen anderen die Suedroute um den Lake Superior durch den US-Staat Michigan gewaehlt und seit Tagen keinen Radler gesehen.Die Strassen seien gut, die Versorgung auch - ein Grund mehr fuer uns, ebenfalls erneut in die USA einzureisen. Die Kanadier ruempfen zwar die Nase, wenn man andeutet, dass man sich die anspruchsvolle Tour noerdlich erspart. Doch wir muessen an das viele Gewicht denken, das wir mitschleppen.
Vielleicht koennte man nun doch auf das kleine Stuehlchen, das pfundschwere Stativ, das dritte Rad-Unterhemd, das Ersatz-Trikot mit Aermel und auf ein oder zwei T-Shirts verzichten? Wer weiss, die Option ein Paket nach Hause zu schicken, ist mit der Nachbarin verabredet. Auf alle Faelle sind zwei Paar ausgeleierte Socken, die im Muelleimer gelandet keine echte Gewichtsersparnis und so bleiben wir bei den US-Plaenen. Im Staat New York haben wir sehr komfortable Bedingungen auf der Strasse vorgefunden ( geteerter Standstreifen bald breiter als der Platz fuer die Autos). Mal sehen, was Michigan bietet.
Am kanadischen Highway 17 muss man den Lenker manchmal gut festhalten. Neben der Fahrbahn gibt es gerade mal 30 Zentimeter geteert, rechts davon fast drei Meter,allerdings ganz weicher Schotter. Wenn sich Trucks - oder auch Pick Ups und Reisemobile - auf gleicher Hoehe mit uns begegnen, ist es kein Vergnuegen. Wir sind halt verwoehnt.
Zwei weitere Radler winken uns zu - zu vie Verkehr. Alle,die uns entgegenkommen, sind viel juenger und koennen deshalb laengere Strecken fahen. Ausserdem haben sie Unterstuetzung durch den Wind. Steve aus Vancouver, 46, super drahtig, korrigiert die Horrorgeschichten, die uns Autofahrer von den Steigungen am Montreal River hinter >Soo<. (Sault St. Marie) erzaehlt haben. Demnach sind es keine 17 Prozent, sondern um die sieben, aber dennoch sehr sehr anstrengende,wie er einraeumt. Ich glaube, das dauernde >Auf und Ab<. schafft Radfahrer mehr, als einmal einen halben Tag hochfahren und dann die Abfahrt geniessen.
Wir sind nach flachen Strecken und Hitzetagen noch gut in unserem Zeitplan. Deshab koennen wir locker auch noch einen Pausentag in >Soo<. einlegen und Bueroarbeiten erledigen.
Geschildert von Helmut Ausgestattet mit neuer Reservekette, einem neuen Grundig-Weltempfaenger (das bisherige hat seinen Geist endgueltig aufgegeben) und neuen Radsoeckchen fuer Verena, verlassen wir am Sonntag, 28.6.., Sault Ste. Marie bei angenehmer Temperatur. Ueber eine mehrere Km lange Bruecke fuehrt der Weg hinueber in den US-Bundesstaat Michigan. Die maechtige Bruecke ueberspannt auf kanadischer Seite rauchende und dampfende Schwerindustrieanlagen (offensichtlich Eisenhuetten und Spanplatten- und Cellulosefabriken), den Fluss Mary, der vom hoeher gelegenen Superior zum Huron fliesst, und riesige Kanalsysteme. Schon 1798 wurden die Stromschnellen des Mary durch einen Kanal umfahren. Nach Kriegszerstoerungen 1812 baute Kanada Ende des 19. Jh. die mit 1600 m laengsten Schleusenkammern der Welt und die elektrisch betriebenen Schleusentore waren einer Meisterleistung der Ingenierskunst und liefen fast 100 Jahre lang stoerungsfrei!
Neben der Riesenbruecke fuer den Autoverkehr verlaeuft "auf Grund" eine Eisenbahnstrecke, deren Gleisanlagen-Bruecke bei Schiffsverkehr auf die Hoehe der Strassenbruecke von schaetzungsweise 50 bis 70 m Hoehe hoch gezogen wird. Abenteuerlich wie das Aussieht!
Ein Blick nach links am Anfang der Bruecke....
und ein Blick nach rechts sieht so aus:
Auf US-Seite wurden wir zuegig abgefertigt, nachdem sich der Beamte nach meinem Beruf und nach dem "Wohin" erkundigt hatte.
Wir fuhren zunaechst suedlich und dann Richtung Westen. An einer Schule finden wir die hier uebliche Tisch/Bankkobination, wor wir unser Mittagessen zubereiten. Verena mach eine Vorspeise aus verschiedenem Gemuese und Fruechten und ich koche heute Reis mit Huehnchen. Es schmeckt alles gut und bald geht es weiter. Die Temperatur ging auf ueber 30 Grad hinauf. Doch bald kuendigte sich eine Wetterfront an.
Noch am Nachmittag, wir befanden uns mitten in einem riesigen Waldgebiet, fing es an zu regnen. Wir zogen schnell unsere gesamte Regenausruestung an (Regengamaschen, Regenhose, Regenjacke und Regencape) und waren froh, dass es "nur" schuettete und nicht gewitterte. Waehrend wir uns anzogen, kam eine junge (gut aussehende) Rennradfahrerin entgegen, die nur eine seeehr kurze Rennhose und ein Shirt an hatte und kaum Gepaeck. Sie sei schon ueber 100 miles gefahren und wollte wissen, wie weit es noch nach Sault Ste. Marie sei. Wir erklaerten ihr, es seien noch ca. 40 miles und nach ca. 10 miles kaeme eine Tanke. Wie die wohl in dieser Ausruestung an ihr Ziel kam?? Fast vergessen:Zwischendurch helfe ich einer ca. 20 cm grossen Schildkroete ueber die Strasse, damit sie nicht plattgedrueckt wird. Mit Wedeln des Stummelschwanzes bedankt sie sich und verschwindet im Gras Richtung Wald...
Wir erreichten nach 85 km im stroemenden Regen ein heruntergewirtschaftetes Motel in dem vier Haeuser- (oder Huetten?) Ort Strongs Corners. Aber in dieser Situation fraegt man nicht mehr nach den Kosten und den Annehmlichkeiten. Hauptsache es gibt eine Dusche und diese war sogar sehr warm. Die -nicht angenommene- Alternative waere ein Forestcamping mit Plumbsclo, viel Schlamm und tausenden von Schnaken gewesen.
Wir fanden sogar gegenueber noch eine Bar und konnten nach zwei Bierchen schlafen wie zwei Baeren.
So viel in Kuerze von einem "ganz normalen" Fahrtag einer Abenteuerreise.
Nach einer Woche mit einigen Problemen haben wir Duluth, am westlichen Ende des Superior erreicht. In der Hitze des vergangenen Wochenendes blockierte Verenas Hinterrad total. Ich stelle fest, dass die Felge sich stark verbogen hatte. Raetselraten woher. War es vielleicht die Folge einer 20 Meilen langen Baustelle (34 km), mit tiefen Loechern und so? Ich muss die Hinterbremse ausbauen, damit wir weiterfahren koennen. Am 4. Juli (Unabhaengigkeitstag) machen wir Zwangspause in Bruce Crossing auf einem Gemeinde-Campingplatz. Ich (Helmut) stelle dabei fest, dass auch die Felge meines Hinterrades verbogen ist. Mit dem Bordwerkzeug behebe ich die Schaeden so weit, dass wir wieder (eingeschraenkt) fahrbereit sind. Hilfe in Form einer Werkstatt ist im Umkreis von ca. 1000 km nicht zu erwarten. Meine Fehleranalyse ist die, dass der gefahrene Reifendruck von 4,5 bar hinten zu hoch war und die Felge diesem Druck in der Hitze nicht stand gehalten hat. Das bestaetigt mir auch Frank von Sport-Weiss, der mit Marvic Verbindung aufgenommen hat. (Danke dafuer!) Wir werden versuchen, in Regina neue Felgen einspeichen zu lassen, damit wir wieder beruhigt weiterfahren koennen. Bis dahin sind es zwar ueber 1400 km, doch mit hohen Bergen ist nicht zu rechnen. Hoffentlich klappt es und wir haben wieder einen runden Lauf, fuer die spaeter folgenden Rockies.
Wir sind nun froh, die wirklich "grossen" Seen hinter uns zu haben. Es sind wahnsinnige Entfernungen und die Infrastruktur ist sehr sehr mangelhaft. Selbst Autofahrer bestaetigen, dass sie aufpassen muessen, nicht wegen Benzinmangel haengen zu bleiben. Hundert km oder 70 Meilen ohne eine Tanke und Einkaufsmoeglichkeit sind nicht selten. So mussten wir auch schon eine wilde Zeltuebernachtung an einem romantischen See hinter uns bringen. Es gab in vielen Meilen einfach keine andere Moeglichkeit. Aber wir haben auch diese Nacht heil ueberstanden.....
Ueber diese Bruecke verlassen wir die letzte Bucht des Superior und gleichzeitig lassen wir auch den US-Bundesstaat Michigan hinter uns und fahren weiter durch Minnesota.
...wir ein bereits aufgebautes Zelt innerhalb von weniger als 15 Minuten abbauen und mit allen Taschen 15 Meter weiter weg wieder aufbauen koennen? - Ja. Und weshalb das alles? Es ist der 4. Juli , Unabhaengigkeitstag. Der Campingplatz von Bruce Crossing liegt direkt beim Sportgelaende, dem Schauplatz fuer das Feuerwerk. Wir waehlen zunaechst die hinterste Ecke. Erst spaeter sehen wir, dass uns nur ein zwei Meter breiter Weg von der Wiese trennt, auf der eine ganze Batterie von Abschussrampen steht.
Zwei Feuerwehrmaenner kommen vorbei und raten uns, auf die Funken aufzupassen. Wir sollten besser eine Flasche Wasser bereithalten. Noch kommt nur leichte Panik auf. Eine Viertelstunde spaeter wird ein Loeschfahrzeug vorgefahren und genau bei uns geparkt... um uns abzuschrimen?
Schliesslich kommt der Boss der Feuerwehrleute vorbei. Er sagt, dass wir waehrend des Feuerwerks den Platz verlassen sollen.Aus versicherungstechnischen Gruenden duerften wir nicht so nah dran sein.
Meine Frage (Verena schreibt hier mal wieder): Und was ist mit dem Zelt? beantwortet er mit: Darauf werden die Feuerwehrmaenner achten. Ob denen unser Zelt so wichtig ist wie uns? Ausserdem ein Funken und ein Loch ist schon drin. Ganz schoen brenzlig. Die Uhr laeuft. Helmut ist noch beim Duschen. Ich raeume schnell mal alles zusammen und halte Ausschau nach ihm.
Wie so haeufig wird Helmut auf dem Weg zum Zelt nach dem Woher und Wohin gerfragt. Ich unterbreche, schildere die Lage, der Gespraechspartner begreift und sagt: Kommt doch zu uns. Wir ueberlegen kurz, entscheiden: das machen wir - und los geht es.
Der Sprint mit den Sachen lohnt sich. Die Feuerwehr schiesst eine phaenomenales Feuerwerk ab. Uebrigens das einzige des Jahres. An Silvester und in der Neujahrsnacht wird hier nicht geschossen, bestaetigt man uns mehrfach.
Wir haetten ohne den schnellen Umzug sicher eine gute halbe Stunde lang Herzklopfen gehabt - in Sorge um unser Zelt. So aber sind wir >ready for some noise<. und koennen den Feuerzauber geniessen. Das ist natuerlich schoener als in kalten Silvesternaechten.
Mit den freundlichen Gastgeber Dick und seiner Familie haben wir am naechsten Tag noch viel Spass. Ein Reparaturtag ist angesagt, weshalb, hat Helmut schon beschrieben.
Helmut repariert alles
...ein platter Reifen ist noch keine echte Herausforderung. Bis heute ( 12. Juli sind es drei ). Doch was kann man tun, wenn der viel zu schmale Steg zur Regulierung der Helmgroesse bricht?
Sekundenkleber und ein Stueck Plastik, das von einem Becher aus dem Abfall abgeschnitten wird - und der Helm ist wieder gebrauchsfaehig.
Sekundenkleber hilft auch,wenn man ploetzlich das Verbindungsstueck zum Aufblasen der Daunenmatte in der Hand haelt.
Sekundenkleber haelt auch noch eine ganze Weile (bis heute) das Teil zusammen,mit dem man gebruehten Kaffee im Haferl zusammendrueckt.
Ein bisschen Niveasoft-Creme ist dagegen die Loesung, um den Gummi an der Pumpe unseres Herdes geschmeidig zu halten. Sonst kommt da kein Benzin mehr durch. Kein Benzin, kein kochendes Wasser, keine Nudeln, keine Power - das ginge gar nicht gut auf Dauer.
Doch was kann man machen,wenn - natuerlich in einer Baustelle - das Hinterrad blockiert? Ein Achter ist nicht zu sehen und doch hat sich die Felge verbogen. Womoeglich nach beiden Seiten. Am Ende bleibt nur die radikale Loesung uebrig. Bremskloetze raus - bitte nur vorne bremsen.
Damit ist klar: Zumindest einer aus dem Team muss praktisch sein, phantasievolle Loesungen sind gefragt. Um so erstaunlicher,dass wir eine alleinreisende 30Jaehrige aus dem Lake District (GB) treffen, die von West nach Ost radelt. Sie habe schon ein paar Platten geflickt,erzaehlt, muesse wohl auch demnaechst einen neuen Hinterreifen aufziehen , sei aber nicht so fit in Technik. Die zirka 1,55 m grosse Frau berichtet, sie uebernachte nur noch auf Campingplaetzen. Irgendwo in den Bergen hat sie wohl mit der Fahrradklingel und der Luftpumpe einen Baeren verscheucht. Alle Achtung !
Was Helmut fuer die Technik, ist Verena fuer die Konversation...
ohne ihre guten Sprachkenntnisse (schreibt Helmut), waeren wir manchmal ganz schoen aufgeschmissen. Da ist Helmut manchmal ganz schoen schnell am Ende seiner Faehigkeiten. Aber am Ende zaehlt ja das Team und nicht der Einzelne.......
-Von den Niagarafaellen nach Rugby (North Dakota), dem geografischen Zentrum Nordamerikas-
Rugby ist auch das geografische Zentrum des nordamerikanischen Kontinents.
Rugby erreichen wir ungefaehr zur Halbzeit unserer langen Riese. Es ist der 20. Juli. In den US-Nachrichten konkurrieren die Mondlandung vor 40 Jahren, die Erinnerung an den Einsatz von US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg und das gescheiterte Attentat auf Hitler miteinander.
Je nach Fernsehkanal wird aber auch noch tausendmal vorwaerts und rueckwaerts die Frage diskutiert:
- wurde Michael Jackson ermordet. (Dazu wird ein Video gezeigt auf dem er mit brennenden Haaren zu sehen ist. Diese Dokumentation war 25 Jahre lang verschwunden).
-was soll mit den Kindern geschehen?
-weshalb haben alle so lange geschwiegen usw.
Im Sportfernsehen ist die Tour de France das grosse Thema - Lance Armstrong sei Dank. Im vergangenen Jahr haben wir die Tour fast ignoriert. Doping und das ganze DrumundDran.2009 sind auch wir wieder fasziniert von der unvorstellbaren Leistung. Wenn die den Berg hinauf tanzen, tun mir (Verena) beim Zuschauen die Oberschenkel weh.Die schoenen Bilder aus den Alpen,dazu nette GEschichten von alten Kaempfern, die >Verfolgung<. eines Wassertraegers von der Aufnahme der Flaschen bis zum Team an der Spitze - es ist einfach immer spannend.
Spannende Geschichten...
gibt es auch bei uns, denn es gibt ja fast taeglich viel zu entscheiden.
Kochen wir heute Reis oder Nudeln?
Gibt es heute zu Gurke und Karotte ein paar Tomaten oder rote Paprika?
Donuts, Muffins oder Cookies zum Dessert?
Hat das kleine Doerfchen York wirklich - wie im Prospekt angegeben - einen Campground oder muessen wir noch 27 Meilen weiterfahren?
Zur letzten Frage: Wir muessen und erreichen deshalb Rugby als Etappenziel.
Immer schoen flexibel bleiben
In unserer Kanadatour ist inzwischen mehr von den Vereinigten Staaten drin als zu Beginn gedacht. In fuenf Staaten ( New York, Michigan, Wisconsin, Minnesota und North Dakota) haben wir >erfahren<.:
- die Strassen sind gut
- die Menschen sind freundlich und hilfsbereit
- wenig Verkehr
- die Autofahrer (besonders die Lastwagenfahrer) sind sehr ruecksichtsvoll.
Wie gut, dass wir auf den Rat der deutschstaemmigen Friseurin aus Niagara gehoert haben. Das Verlassen des Canada Highway 17 (Schotter auf dem Seitenstreifen - Soft Shoulder) bedeutete allerdings, dass wir eine sehr lange Strecke durch die Staaten fahren.
Von den Waeldern in die Praerie
Wald (sehr gesunder Bestand, dann aber auch viele Krueppelbaeume), blauer Himmel und weisse Woelkchen, Farmland mit Sojabohnen, Mais, Kartoffeln, kilometerlange Weizenfelder, Raps, aufgegebene Seitenstrassen, tausende von kleinen Seen auf denen Entlein schwimmen - es wird nicht langweilig auf rund 1000 Kilometern zwischen Sault Ste. Marie und Rugby.
Taeglich aendert sich das Landschaftsbild. Es sind sehr schoene Tage fuer uns. Wir koennten immer so weiterfahren. Das Kurvenfahren verlernt man allerdings bei diesen schnurgeraden Strecken.
465 Hoehenmeter auf einer 92 Kilometer langen Strecke lassen sich gut radeln - zumal, wenn der Wind von hinten oder der Seite schiebt. Ratespiele bieten sich an. Wie weit ist es bis zum Wasserturm da vorne? Fuenf oder acht Kilometer? Es empfiehlt sich immer, zum spontanen ersten Eindruck noch was draufzuzaehlen, dann kommt es hin.
Weshalb hat Noah die beiden Moskitos nicht aussortiert?
Weshalb nennt man die Zeit, in der Autos wegen der Verkehrsdichte mit der geringsten Geschwindigkeit vorankommen >Rush Hour<.?
An diesem Tag hatten wir kraeftigen Gegenwind, wie die Faehnchen deutlich anzeigen.
Das freut Verena ganz besonders: heute ist mal wieder guter Rueckenwind unser Helfer.
Zu den Waeldern gehoert auch immer wieder ein rauschender River.
Eine Poststelle findet man auch in kleinen Orten.
Im Zentrum von Mayville: der Ort hat mehr Charme als viele andere.
Die restlichen Tage in North Dakota bleiben uns in bester Erinnerung. Die Praerielandschaft hat ihre eigenen Reize und wir lernen sehr nette und zuvorkommende Leute kennen. Die Landschaft veraendert staendig ihr Gesicht und die gerade vorherrschenden Farben -herrliches Gelb der riesigen Rapsfelder und hellblau des bluehenden Flachs- sind einfach wunderschoen. Hinzu kommen die wunderbaren Duefte, die die Nasen der Radler geradezu verwoehnen. Immer wieder wird diese Bluetenpracht durch kleine Seen unterbrochen und am Himmel schweben die Wolken Richtung Osten. Nur der staendige mehr oder weniger starke NW-Wind macht uns zu schaffen.
Die wenigen Menschen, die wir antreffen sind sehr nett zu uns, koennen es meist nicht glauben, dass wir mit den Raedern eine solch grosse Strecke zurueck legen. Wir finden derzeit immer einen Campground einfachster Art, der auch in kleinen Siedlungen anzutreffen ist. Die Dusche findet sich an irgend einem Brunnen und bei der angenehmen Hitze ist es keine grosse Ueberwindung, sich mit kaltem Wasser den Schweiss des Tages herunter zu spuelen. Auch ein "bud" findet sich fast immer in der meist noch allein zurueck gebliebenen Kneipe des Ortes - und das zu angenehmen Preisen.
Begleitet wird die ganze Strecke von einer Canadian-Railway-Road, auf der riesenlange Gueterzuege fahren, die beim Durchfahren der Ortschaften hoellischen Laerm machen, aehnlich 10 Schiffssirenen. Einen Zug haben wir gezaehlt und kamen auf 145 und 147 Waggons.
An der Stadteinfahrt von Minot treffen wir auf zwei entgegen gesetzt fahrende Fernradler, die uns einen Campground neben dem Hotel Holiday-Inn und einen Radladen empfahlen. Fuer ein Zelt im CG zahlt man normal 14 Dollar, fuer Radler kostete es die Haelfte, Dusche und WC im Hotel inbegriffen. Wir suchen den Radladen auf und da zeigt sich die "Bescherung" nach Entfernen des Felgenbandes an Verenas Hinterrad: ein ca. 20 cm langer Riss war die Ursache des Achters, der nicht mehr zu beheben war. Zum Glueck hatte der gut bestueckte Radladen ein passendes Laufrad und nach Ummontieren des Zahnkranzes konnte Verena wieder voll einsteigen. Welch ein Glueck: sie fuhr tatsaechlich mehr als 1200 km, seit dem 3. Juli, mit einer gerissenen Felge durch ein Gebiet, in dem im weiten Umkreis, d.h. 1000 km, keine Hilfe moeglich gewesen waere. Das nennt man Glueck!!!
Da Helmuts "mit ohne" Aermel-Trikot deutlich ausgefranst ist und demnaechst auseinander faellt, findet er auch noch einen sehr netten Ersatz. So kann die Reise anderntags weitergehen, im guten Gefuehl, alles in Ordnung zu sein. Aber es soll noch besser kommen: bei der Ausfahrt von Minot entdeckt Helmut ein Geschaeft mit der Reklame "Stereo". Da der in Sault St. Marie gekaufte neue Grundig-Weltempfaenger seinen Geist aufgegeben hatte und wir seit Tagen ohne Musik und ohne Deutsche Welle waren, hielten wir an, um nach Rat zu fragen. Da wir frueh dran waren, mussten wir erst mal warten, bis geoeffnet wurde. Doch dann bemuehte sich der Chef des Geschaeftes unvorstellbar geduldig und zaeh, uns zu helfen. Nach einer Reihe von Telefonaten war klar, es liegt kein Bedienungsfehler vor, sondern es muss was defekt sein. Also schickt er einen Mitarbeiter los, um in einer Werkstatt nachschauen zu lassen. Tatsaechlich: nach kurzer Zeit kommt der Anruf, dass ein Fehler gefunden worden sei und wir sollen warten. Nach etwa 1 Stunde faehrt der Mitarbeiter wieder zur Werkstaette und kommt mit dem reparierten Radio zurueck. Seither sind wir wieder voll auf Empfang!!! Minot wird uns immer in guter Erinnerung bleiben.
Durch ein Trockental mit Uebernachtungen in rustikalen Campgrounds in Carpio (ca. 200 Einw.) und Bowbells erreichen wir am 25.7. bei Portal den Grenzuebergang nach Kanada und fahren auf Estevan zu, wo wir wiederum einen Campground erwarten duerfen.
Das vermutlich kleinste Rathaus der Welt fanden wir in der Praerie im Dorf Heward. Ob es noch einen Buergermeister gibt, war nicht in Erfahrung zu bringen.
Im Campground von Granville waren wir fast allein. Es hat uns gut gefallen und Schnaken waren auch nicht viele da.
Landwirtschaft und Oelfoerderung auf gleichem Feld.
Muessen wir zum Jahresende mit hoeheren Preisen fuer Brot, andere Backwaren und Muesli rechnen? Sieht ganz danach aus.
Seit drei Wochen fahren wir durch die Praerie. Von wegen Hitze. Wir tragen Handschuhe.
Schier unendliche Weiten,riesige Felder. Hier wird Getreide fuer den Weltmarkt angebaut. Deshalb nennt sich Saskatchewan auch >Breadbasket of the world<.. Das 1905 besiedelte Land hat aber auch den Beinamen >Land of the living skies<. Und tatsaechlich: Der Himmel veraendert sich staendig. Weisse Woelkchen auf hellblauem Untergrund sind uns natuerlich die liebsten. Doch auch die dicken schwarzen Wolken gehoeren dazu - sie duerfen aber bitteschoen ein paar Kilometer oestlich von uns abregnen.
Bei bis zu 18 Grad ist es hier seit Tagen (und wie wir hoeren seit Wochen) deutlich kuehler als sonst. Weil das Getreide so nicht rechtzeitig reif werden kann, fuerchten die Farmer eine Missernte ... und das wirkt sich dann wieder auf die Brotpreise aus.
Apropos Preise: Wir haben erneut unsere Reisekasse etwas gepluendert, weil auch das Hinterrad an Helmuts Bike ausgetauscht werden werden musste. Ebenfalls Felgen- probleme. Sehr aergerlich. In der ersten groesseren Stadt in Canada ( Estevan) hat der Radladen nicht das passende Rad. Der freundliche Inhaber telefoniert jedoch mit >Western Cycle<. in Regina und klaert alles vorab fuer uns ab. Natuerlich ohne etwas zu berechnen. So ist man hier.
Er verkauft uns auch nicht einen schmaleren Reifen,weil der nicht lange halten wuerde. Er fragt stattdessen: Wie alt ist das Problem? Antwort: Mehr als 1000 Kilometer. Diagnose des Fachmanns: Dann koennt ihr auch noch ein bisschen weiter damit fahren. So kommen wir nun doch noch nach Regina. Wir wollten eigentlich gleich westlicher nach Moose Jaw radeln.
So sehen wir den schoenen Park und die Glitzerbauten in Regina. Der Radladen hat nicht nur einen guten Mechaniker,sondern auch nette Trikots. So habe ich,Verena, nun auch ein rosa Trikot, wie es der Sieger beim Giro traegt.
Helmut faehrt bereits seit Minot ( North Dakota) in Rosa - theoretisch, denn wir haben zur Zeit kein Wetter fuer aermellose Trikots. Windjacke, Windbluse, Stulpen, Fingerhand- schuhe und Buff sind angesagt. Ein echt verruecktes Wetter - aber besser als 35 Grad und mehr.
Auch ohne Hitze muss man in der Paerie gut planen. Im umfangreichen Fuehrer fuer Hotels und Campgrounds ist jede Ortschaft aufgefuehrt. Beispiel: Loreburn, 162 Einwohner, Tankstelle, Golf, Picknick Area, Park, Campground,Unterkuenfte. Papier ist geduldig.
Loreburn hat keinen Golfplatz - aber das stoert uns weiter nicht. Das Motel wurde fuer Obdachlose hergerichtet. Es gibt keinen Campground. Die Senioren des Ortes (etliche Einwanderer aus Norwegen) haben aber neben ihrem Treffpunkt ein Gelaende als Park neu angelegt. Schoener Rasen, viele Blumen, Pavillon und alter Baumbestand. Ein Schmuckstueck. Ein Mann kuemmert sich gerade um die Rasenpflege und gibt uns Trinkwasser. Es gibt auch nichts zu kaufen. Am ersten Montag im August ist hier ein Feiertag. Er kommentiert unsere Frage nach dem Campground mit >Nein,leider nicht<. . Aber wir koennten doch gerne unser Zelt hier aufschlagen. Das machen wir.
Eine Frau radelt vorbei.Sie organisiert,dass sich keiner der Nachbarn der United Church wundert. Wir werden naemlich mehrfach den immer offenen Seiteneingang nutzten. Der >Bathroom<., sprich Toilette mit Waschbecken, steht uns zur Verfuegung.
Unser Zelt stellen wir unter einer alten Erle auf. Es faengt an zu troepfeln als wir gerade damit fertig sind.Doch dank des Pavillons koennen wir im Trockenen sitzen. Salami, l Bagel und danach ein Erdbeer-Joghurt - so muessen wir nicht hungrig schlafen gehen.
Nur so nebenbei: Geht man nach der Waage im Waschsalon hat Helmut gute acht (!) Kilo abgenommen,ich hoechstens vier. Ich sollte wohl doch oefter vorne fahren oder mal den Anhaenger ziehen.
Kaum zu glauben aber wahr....Wir ziehen am 3. August die ganz unten verpackten
Handschuhe hervor, so kalt ist es. Und durstig ist es trotzdem...
Da zieht sich mal wieder ein Unwetter zusammen - tatsaechlich fahren wir kurze Zeit spaeter im stroemenden Regen weiter.
Aber mal wieder haben wir Glueck: in der kleinen Ortschaft Plenty gibt es wider Erwarten .. ein "sehr einfaches" Motel, das uns aufnimmt.
...das hat uns ein Ehepaar aus Ottawa gesagt, das wir in Riviere du Loup getroffen haben. Wie Wie wahr das ist, sehen wir besonders beim Wechsel von Saskatchewan nach Alberta.... Saskatchwan hat zwar eine geringen Arbeitslosigkeit ( 4+) im Vergleich zu 7,6 (Alberta), aber die kleinen Ansiedlungen muessen schon sehr heftige Anrengungen unternehmen,um nicht auszusterben. In Alberta treffen wir im Ort Killam ploetzlich schoene Haeuser mit gepflegten Gaerten an. Der grosse Co-op Laden bietet alles undder Campground mit seinen rund 30 Plaetzen ist mit grosszuegigen Sportanlagen kombiniert.
Das ist noch gar nichts gegen Camrose. Okay - die Stadt ist natuerlich mit 12 000 Einwohnern groesser als die 200 Einwohner-Orte. Alles ist hier auf Wachstum ausgelegt. Die Sportanlagen mit allein neun Soccer-Feldern,dazu noch Baseball, Basketball, Rugby und was man halt so braucht zieht sich ueber mehrere Kilometer. Es gibt viele neue Haeuser. Ruhestaendler lassen sich hiergerne nieder. Ausserdem hat eine Tipp-Gemeinschaft vor zwei Jahren einen grossen Lotterie-Jackpot geknackt. Das erfahren wir im Campground, der mit einem Biathlon-Zentrum und- nicht mehr benutzter Sprungschanze kombiniert ist. Hier werden wir wegen einem der bislang wenigen Regentage aufgehalten. Wir duerfen den Aufenthaltsraum mit Kueche benutzen.
das macht die elf Grad draussen ertraeglicher. Edmonton ist unser naechstes Ziel. Doch wir wollen zuvor unser leicht feucht eingepcktes Zelt noch einmal aufstellen. Der im Campgroundfuehrer ausgesuchte Zeltplatz ist nicht in Sherwood Park, sondern ganz woanders. Man muss halt immer genau lesen.
Doch wir haben Glueck. Pat ind Bernie,deren Auto wir anhalten, um nach dem Weg zu fragen,schlagen vor,dass wir in ihrem Garten hinterm Haus zelten sollen. Das machen wir glatt. Bislang haben wir uns fuer solche Angebote immer nur freundlich bedankt und sind ins Motloder zum Campground gefahren.
Hier die Familie Clyne, die uns bereitwillig "Gartenasyl" geben mit Pat, Colton,
und Bernie. Thank you!!
Duch den Kontakt mit unseren Gastgebern erfahren wir natuerlich viel mehr vom Alltagsleben. So zahlt die Familie ( zwei Kinder) pro Monat 100 Dollar fuers Wasser. Heizung im Winte kostet bis zu 120 Dollar im Monat. Immer Sommer braucht man nur warmes Wasser - undkeine Air Condition - und kommt mit 20 Dollar klar. Bernie erzaehlt,dass er 25 Jahre lang hart gearbeitet und gut gut verdient hat. Jetzt macht er ein Jahr Pause, um das Haus zu renovieren,eine Garage im Garten zu bauen und mehr Zeit fuer die Kinder zu haben. Man versteht also auch zu leben.
Ein Verwandter fuehrt einen Laden fuer Design-Beschriftungen in der West Edminton Mall. Die Miete fuer einen kleinen Laden liegt bei 8000 Dollar pro Monat.Da muss was laufen. Einheimische geben uns zu verstehehn, dass sie nicht die diese Mall gehen: zu teuer, zu laut, zu vele Leute. Was fuer Touristen,. Wir werden sehen.
Wenn es klappt, wird uns Heinz, ein Radfahrer,den wir bei Tim Hortons getroffen haben, am Donnerstag durch die Mall fuehren. Heinz kommt aus Solingen,war 1948 in Bad Duerrheim und lebt wie die anderen aus seiner Gruppe seit mehr als 50 Jahren in Canada. Die >Fehlinger-Gruppe<., wurde von einem 77 Jahre alten Radler gefuehrt. Die Gruppe nahm an einem weltweiten Zeitfahren teil, an dem sich auch Australier beteiligen.
Hier die "Radgruppe Fehlinger" aus Edmonton mit Heinz aus Bad Duerrheim in der Mitte.
Zufaelle gibt es.......
Nach 7600 km haben wir Edmonton (ca. 900.000 Ew.) , die boomende Hauptstadt
der Provinz Alberta erreicht.
Die Silhouette von Edmonton, von der Bruecke ueber den Saskatchewan River
aus gesehen.
-Von Rugby durch die Weiten der Praerie ueber Minot, zurueck nach Kanada, durch die Provinz Saskatschewan, Regina nach Edmonton, wo wir nach 6700 km ankamen.
Nach erlebnisreichen Tagen in Jasper, planen wir die Weiterreise ueber den Icefield- Parkway in Richtung Banff, das ca. 300 km suedlich liegt. Schnell ist uns klar: das wird sehr harte Herausforderung. Nicht nur, dass zwei mal Paesse um 2000 m Hoehe ueberwunden werden muessen, sondern weil erst nach 150 km !! eine sehr eingeschraenkte Einkaufsmoeglichkeit kommen wird. Das heisst: Verpflegung und vor allem Wasser fuer mehrere Tage mit schleppen; schliesslich haben wir Nachmittagstemperaturen zwischen dreissig und 35 Gr.C., bei kuehlen 5 Gr. am Morgen.
So starten wir am 31.8. mit voller "Speisekammer" bei Verena hinten rechts und zusaetzlichen 4 Liter Wasser auf Helmuts Trailer. Wir kommen trotzdem gut bergan, schliesslich machen sich die ueber 7000 km in den Beinen bemerkbar.
Nach gut 30 km kochen wir am Athabasca/Fall unser Mittagessen und sitzen dabei zufaellig mit Gisela und Erwin aus Heidelberg an einer Tisch/Bank-Kombination zusammen.Natuerlich wollen sie einiges von unserer langen Radreise erfahren.
Gisela und Erwin schenken uns aus ihren Bestaenden 4 Flaschen Wasser. Vielen Dank!
Sie brechen vor uns auf und packen ihre Picknicksachen zusammen. Wir erreichen am Abend den vorgesehenen Campground Honeymoon in 1400 m Hoehe. Wir sind ueberwaeltigtvon der Schoenheit dieses Sees, in dem sich die Berge, spaeter der Mond undam anderen Morgen die aufgehende Sonne widerspiegeln.
So wunderbar schoen war es am Honeymoon-See.
Noch hin und her gerissen von so herrlicher Kulisse, begeben wir uns ans Abendessen und erleben zwei herbe Enttaeuschungen: Verena freute sich sehr auf einen grossen Kirschenyoghurt, den sie bis hierher geschleppt hatte. Doch durch die Hitze wurde er sauer und platzte. Alles ergoss sich ueber die Esssachen und in die Tasche. Aber noch schlimmer: die eingekauften Wurstwaren sind nicht mehr aufzufinden und unsere einzige Erklaerung dafuer ist: sie landeten -natuerlich aus Versehen- in den Heidelberger Taschen. Also musste das Essen vorlaeufig rationiert werden, bis wir nach Ueberwindung eines Passes 100 km spaeter bzw. zwei Tagesfahrten nachkaufen konnten. Aber auch diese Situation haben wir am Ende gut ueberwunden!!
Samstag, 12. September, 16 Uhr, Pazifikzeit, 27 Grad, Sonne! Wer haette das gedacht, dass es noch mal so sommerlich warm wird. Zwei Kilogramm schwer war das Paket,das wir in Lake Louise mit Landkarten, Shorts und Sommersachen nach Hause geschickt haben.
Hier in Revelstoke ist es nun heiss genug, um es in Badehose und Badeanzug auf dem Zeltplatz auszuhalten, waehrend die Waschmaschine mit allen anderen Sachen laeuft.
Wer haette das vor fuenf Tagen in Lake Louise gedacht. Vier Grad kalt,morgens sogar mal minus zwei... brrrr.
Das Feuer im Ofen in der Kochhuette, direkt neben unserem Platz, geht in diesen Tagen inie richtig aus. So wird die Huette zum internationalen Treffpunkt. Die Daenen (Aspen und Kamilla) legen den ersten Scheit auf. Sie wollen ein halbes Jahr mit Gelaendemaschinen unterwegs sein und touren jetzt suedwaerts. Dave Porter,73, aus Minneapolis (USA) faehrt ein grosses BMW-Motorrad. Sein Ziel heisst Whistler. Dort wird er sich mit zehn Collegefreunden und ihren Partnern treffen.
Katja,19, und Elena,20, aus Berlin sind zu Fuss, mit Bus und als Tramperinnen unterwegs. Sie Sie wollen noch bis naechsten Sommer reisen und arbeiten. Der 64-jaehrige Guy Laplante aus Montreal hat sich fuer eine Dreitagestour von seiner Frau verabschiedet, radelt aber bereits weit 11. Juli westwaerts. Er uebernachtet zum Teil auf Friedhoefen(>immer schoen gemaehtes Gras und genug Wasser<.). Kathy und Wane Forty sind mit dem Wohnmobil aus Ontario hierhergefahren. Das alles fragt der Chef der Royal Canadian Mounted Police ab, der am Abend auf dem Zeltplatz seinen Rundgang macht.
Wir lassen ihn so schnell nicht wieder gehen und erfahren einiges ueber Lake Louise. Im Sommer kommen hier taeglich 20 000 Touristen vorbei. 80 Prozent der Bevoelkerung ist unter 30 Jahre alt. alle halbe Jahre ist ein kompletter Wechsel. Dennoch sind die Probleme offenbar gering, denn man kommt in dem grossen Gebiet mit genau vier Polizisten aus.
Katja und Elena aus Berlin freuen sich, wenn Helmut (mit neuer Muetze) immer schoen warm gemacht hat in der internationalen Huette.
Durch den Glacier National Park in den Sueden
Seit Lake Louise fahren wir auf dem stark befahrenen HWy 1 in Richtung Westen. Nach dem nett gelegenen Golden geht es bald hoch und hoeher, doch leider gehen spaeter in einer langen Abfahrt alle gewonnenen Hoehenmeter wieder "verloren". Die Aussichten sind jedoch fantastisch. Mehr als 100 Gletscher bedecken die umliegenden ueber 3000 m hohen Berge.Es ist schon spaet am Nachmittag, als wir den letzten Anstieg zum Rogers Pass in Angriff nehmen. Einige Tunnels und Lawinenueberbauungen ohne Shoulder (Seitenstreifen) machen bei ca. 8% Steigung das Klettern nicht einfacher. Aber am Ende haben wir auch das geschafft und sind froh, nach ueber 1100 Hoehenmetern an diesem Tage im Passhotel ein Zimmer zu bekommen. Dort lesen wir, dass normal in einem Winter ca. 9 m Schnee fallen, in extremen Winterjahren bis zu 20 m!! Entsprechend hoch ist die Lawinengefahr und der Pass haeufig gesperrt. Die Canadian Pacific Railway fuehrt mit einem Tunnel unter dem Pass hindurch.
Anderntags fahren wir bei herrlichem Wetter hinunter in Richtung Revelstoke, wo uns ein voellig anderes, naemlich mildes Ozeanklima empfaengt. Vergessen sind Kaelte und Wintereinbruch; man fuehlt sich ploetzlich im suedlichen Spanien mit Mittagstemperaturen deutlich ueber 30 Grad.
So "leisten" wir uns jetzt am Skaha Lake nach ueber 8000 km und nur noch ca. 400 km von Vancouver entfernt, ein paar richtige Urlaubstage und erfahren auf dem Campground, dass es hier noch vor kurzem ueber 40 Gr. heiss war und um Osoyoos an der Grenze zum US-Bundesstaat Washington wuestenaehnliche Verhaeltnisse herrschen. So verwundert es nicht, dass hier umfangreich Wein angebaut wird, wobei Helmut bei Durchsicht der Erzeuger auf den Namen Scherzinger stoesst.
Wir stossen auch an - aber mit einem kuehlen Chardonnay - auf die bislang ueber 8000 km, die wir relativ stoerungsfrei und vor allem ohne koerperliche Komplikationen hinter uns gebracht haben.
In etwa einer Woche werden wir wohl in Vancouver sein.
Am Abend vor der Bundestagswahl, am 26. September, sind
wir etwa fahrplanmaessig nach 8600 km gesund und munter
in Vancouver angekommen. Wir sind uebergluecklich, es
geschafft zu haben und standen am gestrigen Sonntag am
Kanadaplatz im Mittelpunkt des Interesses von Einheimischen
und Touristen.
Die meisten konnten es nicht glauben, eine soo lange Strecke mit den Raedern zurueck gelegt zu haben und kommentierten unsere Leistung nicht selten mit den Worten: "Ohh my God " und aehnlich.
Helmut und Verena sind am 27. September 2009 nach 8.600 km in Vancouver angekommen.
Die beiden Radler am Hafen des Burrard Inlet mit Blick auf die Nordseite der Stadt.
Der vierte Teil der Reise
-Von Edmonton ueber Jasper, durch die Nationalparks der Rocky Mountains mit Lake Louise und Banff, nach Vancouver-
Bei noch angenehmen Herbsttemperaturen stellen wir unser Zelt ab dem 27.9. im RV Park Capilano in Vancouver auf. Es sind die Zeltuebernachtungen 74 bis 79. Der Platz liegt stadtnah gleich neben der Nordzufahrt zur Lions Gate Bridge, hat einen Aufenthaltsraum, einen gut beheizten Aussenpool und einen sehr warmen Whirlpool. Einkaufsmoeglichkeiten liegen ganz in der Naehe -also gerade fuer Zelter sehr angenehme Bedingungen.
Unser Zelt ist in dieser Wohnwagenumgebung sehr bescheiden und nach einer Regennacht werden wir von unseren Nachbarn mitleidig betrachtet. Ein WoMo-Nachbar schenkt uns einen Schirm und die 9jaehrige Yvonne einer internationalen Familie (Vater Deutscher, Mutter Franzoesin und die drei Kinder mehrsprachig) fraegt Helmut am anderen Tag voller Mitleid: "Hast du denn gar nicht gefroren?" Die Frage war durchaus berechtigt, denn die umliegenden hohen Berge sind jetzt im oberen Bereich mit Schnee bedeckt. Doch in unseren guten Schlafsaecken haben wir sogar noch in kurzen Schlafanzughosen im Zelt gelegen und ueberhaupt nicht gefroren.
...ist nicht ohne Grund die Stadt mit den hoechsten Immobilienpreisen in Canada.
Nach allgemein ruecklaeufigem Trend werden die Durchschnittspreise fuer diese
Stadt in traumhafter Lage (Berge/Meer) mit 530 000 Dollar angegeben (minus 60 000)
waehrend fuer ganz Canada 300 000 notiert werden. Uns gefaellt es hier sehr gut. Wir
gehen vom Canada Place aus an der groessten freitragenden Halle vorbei ( die nach den Winterspielen komplett neu gestaltet wird - Kosten: 300 Millionen Dollar)
vorbei bis zu einem neu genutzten Viertel - einer einstigen Industriebrache - dem
olympischen Dorf. Von dort laufen wir weiter, immer am Wasser entlang, bis zur Granville
Island. Kunst, Kunsthandwerk, kleine Werkstaetten, Laeden, Restaurants - den
Charme einer solchen gewachsenen Kombination koennen die vielen Malls und Plazas,
die hier sonst so zu finden sind, niemals erreichen. Wir >fliehen<. dennoch (zu viel Trubel)
per Mini-Boot auf die andere Seite des False Creek. Wir wollen eigentlich im
renommierten A Kettle Fish Restaurant speisen,doch das oeffnet erst abends.
Ein Italiener gegenueber (Umberto) bekommt so auesserst zufriedene Zufallsgaeste.
Jede GrossStadt, die etwas auf sich haelt, hat einen Lookout. Die Aussicht auf die
Hochhaeuser, umgeben von Bergen in der Ferne ist grandios.
Wir erleben Vancouver aber auch in den letzten Vorbereitungen auf die Winterspiele 2010,
die am 12. Februar beginnen. An einem Tag sehen wir wie die ersten Riesenplakate mit
Aufnahmen von Sportlern an einer Kaufhausfassade angebracht werden. Zwei Tage
spaeter ist das ganze Gebaeude damit dekoriert.
An der Ecke Georgia/Howe Street bedeckt eine Canada Flagge zwoelf Stockwerke eines
Hochhauses. Die Andenkenlaeden wetteifern mit Olympia-Souvenirs. Die Olympiade wird
von der Bevoelkerung derzeit nicht nur entthusiastisch begruesst. Wir haben einige Leute
getroffen, die beklagen, dass sie sich keine Karte leisten koennen, jedoch als Steuerzahler
fuer die Kosten mit aufkommen werden.
Teuer wird es auch fuer die Gaeste aus aller Welt. Ein Beispiel? Der Platz fuer ein
Wohnmobil auf dem Campground Capilano kostet derzeit um die 45 Dollar pro Tag.
Waehrend der Spiele soll man 260 Dolllar bezahlen - und jede Wette: Der Platz wird
ausgebucht sein.
Genug Stadt gesehen?
Dann rauf aufs Rad zur Tour durch den Stanley Park. Uralte Zedern, ueppige Buesche
und Baeume, Blumen, Spazierwege, Radwege, Einnbahnstrassen - man kann es nur
geniessen. Und das quasi alles vor der Haustuere, wenn man Downtown wohnt oder aber
vom Westen und Norden nur ueber die Lions Gate Bruecke gehen muss.
Wir koennen gut verstehen,dass ein Auswandererpaar nach einem Jahr leben in einem
Fordkombi,herumreisen und Blaubeer pfluecken am liebsten hier staendig bleiben will.
Wir jedoch reisen weiter. Die Sunshine Kueste lockt.
Extratour
Wollen wir wirklich vier Wochen lang in Vancouver auf den Abflug warten? Und das, obwohl zwei Paare, die auf Vancouver Island wohnen gesagt haben, sie freuen sich,wenn wir vorbeikommen? Klare Sache: Nach einer Woche in der schoenen Stadt Vancouver ziehen wir weiter. Rad fahren, jeden Tag wo anders sein - das macht suechtig. Dazu spaeter mehr.
8600 Kilometer quer durch den nordamerikanischen Kontinent - wie weit kaeme man da wohl von Deutschland aus ostwaerts oder suedwaerts. Halb nach China oder Namibia?In Canadasind Cross Country Touren mit tausenden Kilometern, per Rad und per Auto nicht ganz so selten.
Helmut hat die Reise per Karte und Google Earth vorgeplant. Die Parole hiess danach: 7000 Kilometer, 100 Fahrtage, 70 Pausen- und Besichtigungstage.Ist doch klar,dass es ein bisschen anders kommen darf.
Mit unserer Extratour an der Sunshine Coast und in Vancouver Island kommen wir meiner (Verenas) Schaetzung,dass es 10 000 Kilometer werden koennten, etwas naeher. Apropos suechtig: An der Sunshine Coast treffen wir in einem Anstieg ein Paar mit Kind (5),das seit drei Jahren unterwegs war. Sie haben es fast geschafft. Sie sind Schweizer,haben aber davor schon in Vancouver gelebt, sind von dort die Kueste runter bis an die Suedspitze in Suedamerika gefahren, danach nach Neuseeland. Da wird es nicht ganz leicht sein, wieder fest an einem Ort zu leben. Der Mann erzaehlt,dass sein Rad mit Sohn Chan im Anhaenger 110 Kilogramm schwer sei. Alle Achtung.
Chapeau! Das gilt auch fuer das Paar, das von Schottland mit Ruderboot unterwegs war - Ziel Syrien. Strecken ohne Meer und Fluss haben sie per Rad zurueckgelegt und das Boot im Anhaenger gezogen. Das lesen wir in einer Inselzeitung. Ob wir wohl auch in diesem Blatt erscheinen werden?
Moeglich. Bill aus Courtenay,den wir mit Frau Christa Mitte Juni am Lake Superior in Ontario getroffen haben, hat uns fotografiert und will die Story anbieten.
Unsere Geschichten hoeren mit unserem Aufenthalt in Vancouver nicht auf. Die Sunshine Coast ist ein Gebiet,in dem man nur weiterkommt,wenn man auch Faehren benutzt.
Auf der Suche nach Tipps fuer eigene Reisen ?
Eine Runde von Vancouer bis Powell River mit uebersetzen auf Vancouver Island ist eine Alternative,wenn man nur drei bis vier Wochen Zeit hat. Die Ausblicke sind grandios. Glutrot geht bei Powell River die Sonne unter. Wir kommen gerade aus einem Einkaufszentrum. Helmut faengt die wunderbare Stimmung mit seiner kleinen Kamera ein,die er immer griffbereit haelt. Die Umrisse der Insel zeichnen sich in einem fast als kitschig zu bezeichenden Licht ab. Zuvor auf der Ueberfahrt von Earls Cove nach Saltery Bay bleibt genuegend Zeit, um mit anderen Reisenden zu sprechen. Helmut erfahert vom 80-jaehrigen Franz aus Wien,dass es vor 57 Jahren (er ist damals eingewandert) in Vancouver nur ein grosses Hotel gegeben habe.
Die Veraenderungen zeigen sich nicht nur in den Gebaeuden.Vancouver war schon im 19. Jahrhundert eine Stadt mit hohem chinesischen Bevoelkerungsanteil. Hongkong Chinesen kamen in juengster Zeit dazu. Asiaten fahren sehr gerne Autos aus Deutschland, besonders gerne jene aus dem Hause Daimler Benz.Das erklaert uns ein jetzt wieder in Victoria lebender Mann, der einige Jahre in Stuttgart bei Daimler und spaeter auch in Suedamerika und Suedafrika fuer den Konzern gearbeitet hat.
Uns war naemlich aufgefallen,dass wir im Osten Canadas kaum deutsche Automarken gesehen haben.In Vancouver fuhren jedoch viele schicke Modelle mit dem Stern an uns vorbei. Auch BMW und Audi und VW (Jetta) sieht man hier sehr haeufig. Dazu rollen noch auffallend viele VW-Westfalia ueber die Strasse. So viele Lehrer koennen doch gar nicht ausgewandert sein.
Zurueck zum Thema China: Von den heutigen Einwanderern wird berichtet,dass 88 Prozent ersten Generation an der Uni studieren. Auch Einwandererkinder aus anderen Teilen der Welt wollen vorankommen und streben einen hohen Bildungsabschluss an.
Mein Gespraechspartner auf der Faehre wird von einem Ort mit dem schwedischen Namen Lund (hier endet die Strasse) ein Wasseratxi nehmen, um auf die Insel zu kommen,auf der er seit zehn Jahren staendig lebt. Dort gebe es kaum Autos,er habe jedoch einen alten Truck am Hafen stehen. Solange das Inselhaus nur ein Feriendomizil gewesen sei,habe er das 20 Jahre davor im autofreien Zermatt ergatterte Ziehwagelchen benutzt,erzaehlt er mir. Die Insel wird nicht durch Energieunternehmen versorgt. Man sei auf Solar- und Windenergie angewiesen. Er verzichte gerne auf Energiefresser. Er nennt Haartrockner und Fernsehapparat als Beispiel.
Haartrockner und Fernsehapparat haben auch wir nur dann,wenn das Motel oder Hotel beides anbietet - was meist der Fall ist. Beim Zelten,wenn die Sonne frueh untergeht, schluepfen wir manchmal schon um 20 Uhr in den Schlafsack.Im Motel oder Hotel schalten wir nach der 100. Wiederholung der Schlagzeilen sehr frueh den Fernsehapparat aus. Bei teilweise zehn bis zwoelf Stunden Schlaf erholen wir uns gut,schauen allerdings bei einer Einladung zum Halibutt-Essen spaetestens um 21 Uhr nach dem Bettzipfel.
Christa und Bill holen das gute Geschirr von Oma aus dem Schrank,das nur sehr selten benutzt wird, weil man es von Hand spuelen muss. Bill bereitet selbst gefangenen Heilbutt zu - koestlich. Dazu gibt es Kartoffelbrei und Gemuese. Christas Part fuer einen unterhaltsamen Abend. Spaeter kommen noch die Nachbarn Paddy und Rose rueber. Bei ihnen ist gerade Karin, die in Wiesbaden lebende Schwester der Frau, zu Gast. Christa und Rose haben vor mehr als vier Jahrzehnten kanadische Soldaten geheiratet. Drei Einsaetze in Deutschland, viele Versetzungen in Canada - da wird man kontaktfreudig oder war es schon vorher. Danke fuer die Gastfreundschaft. Bill und Paddy zeigen uns am anderen Morgen einen Fluss, in dem die Lachse ablaichen.
Abendstimmung bei Powell River mit den Bergen von Vancouver-Island im Hintergrund
Die Extratour verlief von Vancouver nach Norden, entlang der Sunshine-Coast und an der Ostkueste von V.-Island suedlich bis Victoria, der Hauptstadt der Provinz British Columbia, dem "schoensten Platz der Welt" , wie es in einem Werbespruch heisst.
Am Flughafen Frankfurt wurden Oma-Verena und Opa-Helmut von Schwiegertochter Edeltraud, Sohn Clemens und den Töchtern Jacqueline und Jeanette (nicht auf dem Bild) freudig in Empfang genommen.
Im Groppertal, vor den Toren Villingens, wurden die Fernradler von Freunden begrüßt.
Die Skigymnastikgruppe Fehlinger durfte beim Begrüßungsritual nicht fehlen.
Verena und Helmut im "s'alt Villingen" vor der Nordamerika-Karte mit dem eingezeichnetem Verlauf ihrer über 9000 km langen Radreise.-
Der Südkurier-Artikel über unsere Radreise vom 03.11.2009
Nachdem wir sehr häufig danach gefragt wurden, entschlossen wir uns -entgegen unserer früheren Absicht- doch einen Dia-Vortrag über unsere Radreise zu halten. Dazu mussten wir erst mal die erforderliche Hard- und Software kaufen und uns in das Programm einarbeiten. Auf Vorschlag von Herrn Herzog-Singer von der Fa. Fotosinger in VS-Villingen entschieden wir uns für die Programme Adobe Photoshop Elements8 und Wings Platinum 4 der Fa. Stumpfl.
Die Vorbereitung war zeitaufwändig, aber gleichzeitig war es eine sehr gute Nachbereitung der Reise.
Am 22. März 2010 war es dann so weit und vor voller Kulisse mit ca. 350 Personen hielten wir im Münstgerzentrum in VS-Villingen unseren Diavortrag. Die Besucher waren begeistert.